Zwergkaninchen – Haltung & Pflege: So hältst du deine Lieblinge möglichst artgerecht

Die artgerechte Zwergkaninchen-Haltung ist ein sehr wichtiges Thema, denn die Haltungsbedingungen bestimmen darüber, ob es deinen Lieblingen in deiner Obhut gut geht oder nicht. Was artgerechte Haltung bei Kaninchen genau bedeutet und was du alles beachten musst, das erfährst du in diesem Artikel.

Warum die Kaninchen-Haltung artgerecht erfolgen sollte

Wie bereits erwähnt, sorgen die richtigen Haltungsbedingungen dafür, dass deine Zwergkaninchen sich bei dir auch wirklich wohl fühlen können. Schlechte Haltungsbedingungen wiederum wirken sich vor allem auf Dauer negativ auf die Tiere aus.

Die Folgen mangelhafter Haltung sind oftmals hoher Stress, Verhaltensauffälligkeiten, ein geschwächtes Immunsystem und eine allgemein erhöhte Krankheitsanfälligkeit. Im schlimmsten Fall droht sogar ein vorzeitiger Tod. Durch eine möglichst artgerechte Haltung der Langohren kannst du dafür Sorge tragen, dies zu vermeiden.

Darauf kommt es bei der artgerechten Haltung von Zwergkaninchen an

Da du nun weißt, warum gute Haltungsbedingungen so wichtig für deine Lieblinge sind, wirst du dich sicherlich fragen, wodurch eine artgerechte Zwergkaninchen-Haltung überhaupt charakterisiert wird. Was also bedeutet gute Haltungsbedingungen ganz konkret? Im folgenden Abschnitt möchten wir dir diese Frage genauer beantworten.

Zwergkaninchen: Kontakt zu Artgenossen ist Pflicht

Zwergkaninchen sind – wie alle Kaninchen-Arten – sehr soziale Tiere. Im Gegensatz beispielsweise zum Hamster, der in freier Wildbahn ein absoluter Einzelgänger ist, leben Kaninchen in der Natur in größeren Gruppen zusammen.

Die pelzigen Langohren haben also stets intensiven Kontakt mit ihren Artgenossen. Das ausgeprägte Sozialverhalten nimmt im Leben der Tiere einen sehr großen Stellenwert ein. Für eine artgerechte Haltung ist Kontakt zu Artgenossen deshalb unabdingbar.

Einzelhaltung gleicht Tierquälerei

Umso tragischer ist es, das auch heute noch viele Zwergkaninchen ein trauriges Dasein in Einzelhaltung fristen müssen. Egal ob aufgrund von mangelndem Fachwissen oder schlichter Vernachlässigung, für die sozialen Pelztiere kommt die Einzelhaltung einer lebenslangen Isolationshaft in einem Gefängnis gleich.

Die Einzelhaltung von Kaninchen ist also definitiv nicht artgerecht und stattdessen eine Form der Tierquälerei. Obwohl es wörtlich derzeit kein Gesetz gibt, das eine Einzelhaltung direkt verbietet, ergibt sich ein indirektes Verbot durch § 2 des Tierschutzgesetzes, in dem steht, dass ein Tier seiner Art und Bedürfnisse entsprechend gehalten werden muss.

Paarhaltung – ideal für Anfänger

Da die Einzelhaltung bei Zwergkaninchen nicht infrage kommt, solltest du stets mindestens zwei Zwergkaninchen zusammen halten. Dabei musst du allerdings beachten, dass Kaninchen Gruppentiere sind, bei denen es eine ausgekämpfte Rangordnung gibt und die auch ihr Revier gegen Artgenossen verteidigen.

Am unkompliziertesten, weil üblicherweise am harmonischsten, ist die Paarhaltung. Bei dieser kannst du ein kastriertes Böckchen mit einer Häsin zusammen in einem Gehege halten. Am besten ist es, wenn du zwei Geschwister-Tiere aus demselben Wurf bei dir aufnimmst. Diese sind von Geburt an aneinander gewöhnt und vertragen sich auch im Erwachsenenalter.

Gruppenhaltung – nur für erfahrene Halter

Neben der Paarhaltung ist auch die Gruppenhaltung möglich. Hier musst du allerdings deutlich mehr beachten, weil zusätzliche Gruppenmitglieder immer zusätzliches Potenzial für Stress und Streitereien bis hin zu blutigen Beißereien und Rangkämpfen mit sich bringen, die für unterlegene Tiere im Extremfall sogar tödlich enden können.

Um dies zu vermeiden, solltest du bei der Gruppenhaltung am besten ein kastriertes Böckchen mit zwei bis drei Weibchen zusammen halten. Ebenfalls möglich ist eine Gruppenhaltung mit zwei kastrierten Böcken und zwei bis vier Häsinnen in einem Gehege. Hier gibt es allerdings schon etwas mehr Konfliktpotenzial.

Grundsätzlich keine gute Idee sind gleichgeschlechtliche Gruppen. Während eine solche Gruppenkonstellation mit mehreren Böcken funktionieren kann – sofern alle Tiere rechtzeitig kastriert wurden, kommt es bei reinen Weibchengruppen sehr häufig zu Streitereien.

Die richtige Haltungsform

Bei der Frage nach der richtigen Haltungsform geht es vor allem um den Platz, der den Kaninchen zur Verfügung steht. Kaninchen legen in freier Wildbahn täglich große Strecken zurück und haben folglich einen ausgeprägten Bewegungsdrang.

In der Natur sind die Tiere es gewohnt zu hoppeln, Haken zu schlagen oder zu Sprinten. Auf kurze Distanz erreichen sie immerhin eine Geschwindigkeit von über 40 km/h und sind damit schneller als der Mensch. Damit Kaninchen ihre natürliche Bewegungslust auch ausleben können, benötigen sie ausreichend Platz.

Der Faktor Platz muss also auch bei der artgerechten Unterbringung berücksichtigt werden. Je nachdem wo bzw. wie du wohnst und wie viel Platz dir zur Verfügung steht, hast du dabei verschiedene Möglichkeiten.

Wohnungshaltung

Wenn du in einer Wohnung wohnst und keinen eigenen Garten besitzt, dann kommt für dich nur die Innenhaltung infrage. Bedenken musst du dabei, dass eine reine Käfig-Haltung von Zwergkaninchen in Anbetracht der geringen Größe handelsüblicher Käfige in der Regel nicht artgerecht ist.

Damit die Kaninchen ihrem natürlichen Bewegungsdrang auch im Rahmen der Wohnungshaltung nachkommen können, benötigen sie täglich Auslauf.

Balkonhaltung

Wer das Glück hat und einen Balkon besitzt, kann sich auch für eine Balkonhaltung von Zwergkaninchen entscheiden. Bei dieser wird der Balkon kaninchengerecht abgesichert und hergerichtet, so dass die Tiere sich eigenständig bewegen können. In der Regel wird den Kaninchen bei der Balkonhaltung der komplette Balkon überlassen, damit für ausreichend Platz gesorgt ist.

Wichtig ist vor allem, dass du das Balkongehege gut absicherst, denn es herrscht akute Absturzgefahr für deine Lieblinge! Ebenfalls sehr wichtig ist, dass du den Balkon vor Eindringlingen wie Katzen, Marder, Füchse oder Greifvögel absicherst.

Außenhaltung

Wenn die Möglichkeit besteht, solltest du dich für eine Außenhaltung entscheiden. Ein artgerecht gestaltetes und ausreichend dimensioniertes Außengehege mit Wiese ist ein wahres Zwergkaninchen-Paradies.

Artgerechte Ernährung

Die artgerechte Ernährung von Zwergkaninchen orientiert sich an ihrem Speiseplan (bzw. der ihrer Vorfahren) in freier Wildbahn. Dort sind die Langohren sogenannte Herbivoren, die sich rein pflanzlich ernähren. Der überwiegende Anteil ihres Futters setzt sich aus den Blättern und Blüten von Gräsern und Kräutern zusammen.

In der Natur kommen vor allem im Winter auch noch Wurzeln, Rinden oder Knospen hinzu. An diesen natürlichen Speiseplan sind die Tiere durch die Evolution am besten angepasst und artgerechtes Futter deckt die Bedürfnisse der wuscheligen Schlappohren ideal ab. Auch bei der Haustierhaltung solltest du nicht wesentlich davon abweichen.

Den überwiegenden Anteil der Zwergkaninchen-Ernährung (etwa 70 Prozent) sollte das Grünfutter (Gras, Kräuter, Salat) ausmachen. Der Anteil von Gemüse sollte in einem Bereich von nicht mehr als 20 Prozent liegen. Obst hingegen solltest du nur gelegentlich füttern (maximal 10 Prozent), da deine Lieblinge davon Übergewicht bekommen und krank werden können.

Häufige Fragen zur Zwergkaninchen-Haltung

Im letzten Abschnitt haben wir einige häufige Fragen zur Zwergkaninchen-Haltung gesammelt und kurz beantwortet.

Wie alt werden Zwergkaninchen?

Die Lebenserwartung von Zwergkaninchen im Rahmen der Haustierhaltung beträgt etwa acht bis zehn Jahre. Es sind aber auch Fälle bekannt, wo die wuscheligen Gefährten 12 Jahre oder sogar noch älter geworden sind. Wie alt ein Zwergkaninchen letztendlich wird, ist von vielen Faktoren abhängig. Einer der wichtigsten sind gute Haltungsbedingungen.

Kann man Zwergkaninchen einzeln halten?

Nein, Zwergkaninchen sind sehr soziale Gruppentiere, die mindestens noch einen weiteren Artgenossen brauchen, damit die Haltung als artgerecht gelten kann. Die leider noch heute vielfach vorkommende Einzelhaltung hingegen ist für die Tiere eine wahre Qual. Sie vereinsamen und verkümmern seelisch. Die Folge können Apathie und Verhaltensstörungen sein.

Kann man Zwergkaninchen in der Wohnung halten?

Grundsätzlich können Zwergkaninchen durchaus auch in der Wohnung gehalten werden, es ist allerdings alles eine Frage des Platzes. Die handelsüblichen Kaninchen-Käfige sind in Anbetracht des natürlichen Bewegungsdranges der Tiere viel zu klein als dass sie den ganzen Tag allein in diesen verbringen können. Bei der Innenhaltung ist täglicher Auslauf also Pflicht.

Wie groß sollte der Zwergkaninchen-Käfig sein?

Der Zwergkaninchen-Käfig sollte generell so groß wie möglich bemessen sein, da Kaninchen einen großen Bewegungsdrang haben. Für die dauerhafte Käfig-Haltung zweier Kaninchen müsste der Käfig mindestens über eine Grundfläche von sechs Quadratmetern verfügen.

Wie viel Auslauf braucht ein Zwergkaninchen?

Zwergkaninchen sind sehr bewegungsfreudige Tiere, die für eine artgerechte Haltung ausreichend Auslauf benötigen. Im Falle einer Außenhaltung sollte das Zwergkaninchen-Außengehege deshalb ausreichend groß bemessen sein. Pro Kaninchen sollte die Grundfläche des Geheges etwa drei Quadratmeter betragen. In einem solchen Außengehege können die Fellknäuel sich austoben und brauchen auch keinen zusätzlichen Auslauf.

Bei der Innenhaltung benötigen Zwergkaninchen täglich mindestens zwei Stunden Auslauf. Eine Kaninchen-Ecke, also ein abgesichertes Areal, in dem die Zwergkaninchen sich nach Lust und Laune frei bewegen können, ist eine Möglichkeit, den Tieren auch ohne Anwesendheit des Halters genügend Bewegungsmöglichkeiten zu bieten. Wer den Platz hat, kann seinen Lieblingen sogar ein extra Kaninchen-Zimmer einrichten.

Kann ein Zwergkaninchen draußen gehalten werden?

Die Außenhaltung von Zwergkaninchen ist in Deutschland problemlos möglich – sogar ganzjährig. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Tiere in einem entsprechend eingerichteten Außengehege untergebracht werden.